10 Dinge, die wir in 10 Jahren gelernt haben

Mit der BienenBox hat alles angefangen und einen Flügelschlag später sind wir ein ganzer Stadtbienen-Kosmos geworden – Wahnsinn! Bevor wir unsere Fühler weiter in die Zukunft ausstrecken, möchten wir unsere wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten 10 Jahren mit und bei Stadtbienen mit dir teilen.

Autorinnen: Maria Ananda Frei & Nadin Heer

1. We don’t do it for the honey!

Honig ist lecker – vor allem aber (überlebens)wichtig für die Bienen. Deshalb entnehmen wir nur den Honig, den die Bienen nicht selbst benötigen, um gut über den Winter zu kommen. Statt auf die Biene als Honigproduzentin zu fokussieren, werden wir nicht müde, die wohl wichtigste Eigenschaft der Bienen für uns und die uns umgebende Welt zu vermitteln: ihre Bestäubungsleistung. Ohne Bienen und ihre bestäubenden Insektenkollegen sähe unser Leben deutlich anders aus, denn die meisten Pflanzenarten werden von heimischen Insekten bestäubt. Das macht sie zu wichtigen Gestaltern unserer Ökosysteme! Dabei ergänzen sich die Bestäuber auf das Beste: Manche Wildbienen, Käfer und Falter bestäuben Pflanzen, deren Nektar und Pollen für Honigbienen nicht erreichbar sind, und tragen so in hohem Maße zur Blühvielfalt bei.

Ohne bestäubende Insekten sähe unser Leben ganz anders aus

Und auf unserem Frühstückstisch würde gähnende Leere herrschen, denn: Die meisten Pflanzenarten werden von heimischen Insekten bestäubt.

2. Bienen sind hervorragende Naturbotschafterinnen

Jede:r kennt sie und (fast) alle lieben sie: die Honigbiene. Weil die Honigbiene so beliebt ist, eignet sie sich wunderbar als Botschafterin für ihre weniger bekannten Insektenkolleg:innen, die mit ihrer Bestäubungsleistung einen genauso wichtigen Beitrag für unsere Ökosysteme erbringen. Das heißt: Selbst wenn die Honigbiene bei uns häufig im Mittelpunkt steht, denken wir ihre bestäubenden Mitstreiter stets mit. Das zeigt sich u.a. in unserem Angebot für Unternehmen, dem Projekt “Wilde Wiese”, in dem wir auf Firmengeländen vielfältige Lebensräume für alle Bestäuber schaffen. In unseren Förderprojekten erleben die Teilnehmer:innen neben tollen Bienenerlebnissen vor allem ihr städtisches Grün und lernen, wie sie es schützen können. Besser lässt sich Umweltschutz und Bienenvielfalt nicht verbinden!

3. Bienen fördern einen nachhaltigen Lebensstil

Öffnen die Menschen ihr Herz für Bienen und tragen aktiv dazu bei, ihr Umfeld bienenfreundlicher zu gestalten, unterstützt das gleichermaßen die lokale Tier- und Pflanzenvielfalt. Mit unseren Bienenprojekten und Umweltbildungsangeboten zeigen wir Wege und Maßnahmen auf, die Artenvielfalt zu schützen und sensibilisieren dabei gleichzeitig für größere ökologische Zusammenhänge. Engagement für deine Umwelt und ihre vielfältigen Bewohner beginnt bereits auf deinem Balkon oder in deinem Garten, indem du auf die Bepflanzung mit bienenfreundlichen Pflanzen achtest. Eine Übersicht zu Pflanzen, die Bienen glücklich machen, haben wir hier für dich. 

Die wohl berühmteste Bestäuberin: die Honigbiene

Mit der Honigbiene als Naturbotschafterin sensibilisieren wir für ökologische Zusammenhänge und schaffen ein Bewusstsein für die Biene und ihre Bestäuberkollegen als Schlüssel für Biodiversität.

4. Viele Menschen wissen erschreckend wenig über ökologische Zusammenhänge

Genau deswegen haben wir uns auf die Fahne geschrieben, möglichst viele Menschen über den Gesundheitszustand unserer Ökosysteme zu informieren. Mit unseren Projekten bekommen die Teilnehmer:innen einen Zugang zu Themen des Umweltschutzes, verstehen, wie unverzichtbar intakte und biodiverse Ökosysteme für unser Leben sind und lernen diese Vielfalt zu schützen. Das mag in der Theorie trocken klingen, ist es in der Praxis aber nicht! Ganz im Gegenteil: Umweltschutz kann jede Menge Spaß machen – zum Beispiel in unserem Projekt „Familien schwärmen aus“. Hier treffen sich Berliner Familien mit und ohne Migrationsgeschichte zu regelmäßigen Ausflügen und Aktivitäten, erleben ihr lokales Grün mit jeder Menge Spielspaß und erfahren gleichzeitig, wie sie die Artenvielfalt in ihrem Kiez fördern können.  

5. Bildung spielt eine Schlüsselrolle für nachhaltige Transformation

… und ist daher der Kern unserer Stadtbienen-Arbeit! Unser Ziel ist es, ein Engagement über unsere Projekte hinaus anzuregen, insofern, als dass nicht nur die Bienen unsere Naturbotschafterinnen sind, sondern auch unsere Projektteilnehmer:innen zu solchen werden. Mit unseren Förderprojekten wie “Kita- und Schulbienen” schaffen wir Bildungsangebote für unsere jüngsten Bienenfreund:innen. In der Bienen-AG betreuen die Teilnehmer:innen ihre summenden Schulhofbewohner, lernen allerhand über Bienen und erfahren, wie sie den Lebensraum der kleinen Bestäuber schützen können. 

Seit Projektstart 2021 sind bislang 580 Kinder durch die Teilnahme an der Bienen-AG zu Bienen- und Naturbotschafter:innen geworden. Unser Ziel bis 2030: 100.000 Bienenbotschafter:innen!

Umweltbildung macht Spaß!

Bei unserem Projekt “Familien schwärmen aus” erleben Berliner Familien ihre grüne Umgebung und lernen, wie sie zum lokalen Artenschutz beitragen können. 

6. Die domestizierte Honigbiene ist in freier Wildbahn kaum mehr überlebensfähig

Die Honigbiene ist eigentlich ein Waldinsekt, welches über Jahrmillionen unabhängig von menschlicher Einflussnahme gelebt hat. Durch den intensiven Eingriff in die Wälder sind die Honigbienen nahezu vollständig aus allen europäischen Wäldern verschwunden. Mittlerweile ist die Honigbiene in Europa zu einem domestizierten Nutztier geworden, das ohne Betreuung durch Imker:innen kaum überlebensfähig wäre. Vor allem die weltweite Verbreitung der Varroamilbe, gegen die sich die Honigbienenvölker kaum selbstständig wehren können, macht sie abhängig von uns Menschen – und Abhängigkeit in einer Beziehung ist ja bekanntlich selten gut.

7. Wir brauchen wieder wilde Honigbienen in unseren Wäldern!

Wie toll wäre es, wenn wir die Honigbienen wieder zurück in die Wälder bringen würden und sie nicht mehr ausschließlich in Abhängigkeit vom Menschen leben müssten? Ein Schritt auf dem langen Weg dahin ist für uns die ökologische Bienenhaltung. Denn eine Haltung nach ökologischen Maßstäben orientiert sich zuvorderst am Wohl der Bienen und fördert ihre Widerstandsfähigkeit. Betrachtet man die Bienenhaltung, sollte demnach nicht nur die Frage nach der Anzahl der Bienenvölker in den Blick genommen werden, sondern vor allem auch deren Haltung. Was ökologisches Imkern für uns im Detail ausmacht, liest du hier. Der nächste Schritt ist aus unserer Sicht die Erweiterung um den regenerativen Ansatz: Im Gegensatz zur rein ökologischen Bienenhaltung, die sich v.a. auf die Verbesserung der Lebensumstände der Honigbiene als Nutztier konzentriert, verlagert die ökologisch-regenerative Bienenhaltung den Schwerpunkt weg vom Konzept des Nutztiers hin zur Förderung der Resilienz und Regeneration der Honigbienen – mit dem Ziel, dass sich diese so gut erholen und stärken, dass sie langfristig wieder stabile Populationen aufbauen können, die auch ohne menschliche Betreuung überlebensfähig sind.

Wilde Honigbienen in unseren Wäldern

Vielleicht bald keine Vision mehr, sondern Realität? Wir glauben, dass ökologisches Imkern ein wichtiger Schritt ist, um die Resilienz der Honigbienen zu fördern.

8. Grabenkämpfe bringen uns nicht weiter

Die Sorge um die wilden Schwestern der Honigbiene ist ein sehr berechtigter Dauerbrenner, schließlich stehen rund die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland auf der Roten Liste. Auch wir widmen uns in vielen unserer Projekte den Wildbienen und haben Maßnahmen speziell zum Wildbienenschutz entwickelt. Anstatt jedoch Lebensraum- und Nahrungsrivalitäten zwischen Honig- und Wildbienen in den Mittelpunkt zu stellen, konzentrieren wir uns auf eine Gemeinsamkeit, die alle Bienenarten vereint: Sie befinden sich im alltäglichen Kampf um ausreichend gesunde Nahrung und passende Nistplätze. Abholzung, Monokultur und Pestizide machen es allen Bestäubern zunehmend schwer. Und auch urbane Landschaften, die lange als Hotspots der Biodiversität galten, verlieren durch Versiegelung und Verdichtung an nutzbarem Lebensraum für Insekten. Weiterführende Gedanken zu einer möglichen Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen findest du hier.

9. Flächen sind der Schlüssel zu Biodiversität

Der Mangel an Flächen und ihre für Bienen schädliche Nutzung stehen einer ausgewogenen, gesunden Bienendichte und -vielfalt im Weg. Genau deswegen müssen wir vorhandene Flächen so sinnvoll wie möglich nutzen. Das kann der eigene Garten sein, ein Blühstreifen an der Straße oder auch ein Unternehmensgelände – wir möchten das Biodiversitätspotenzial aus jeder bepflanzbaren Ecke herausholen! Neben unseren bisherigen Projekten feilen wir fleißig an neuen Möglichkeiten, der Bestäubervielfalt um uns herum trotz widriger Umstände lebenswerte Flächen zu bieten. 

Bienenschutz auf Unternehmensflächen

Bei unserem diesjährigen Jahrestreffen kurbelten wir die Ideenproduktion an und entwickelten Prototypen für wildbienenfreundliche Module für Unternehmen – bepflanzte Sitzgelegenheiten für Außenflächen, die Wildbienen und anderen Bestäubern gleichzeitig Nist- und Nahrungsmöglichkeiten bieten. So lassen sich auch versiegelte Flächen begrünen und vielseitig nutzen!

10. Ein Baustein allein reicht nicht aus: Wir müssen das Ökosystem als Ganzes in den Blick nehmen

Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz und viele helfende Hände, die von allen Seiten unterstützen. Mit unseren Projekten und unserer Vision „Bienenvielfalt für gesunde Ökosysteme“ leisten wir einen Beitrag zum Erhalt unserer Umwelt, den wir so vielfältig und weitreichend wie möglich anlegen. Da wir selbst nur ein kleines Puzzleteil sind, wenn es um den Schutz unserer Ökosysteme geht, tragen wir unsere Vision an all unsere Bienenfreund:innen weiter, engagieren uns in Netzwerken und arbeiten mit großartigen Unterstützer:innen und Partner:innen zusammen, die wiederum ihre Puzzleteile ins Spiel bringen. Ganz so wie es uns die Honigbienen vormachen: Es geht nur gemeinsam!

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Bildnachweis

1: Carolin Weinkopf
2: Illustrationen von Helene Uhl
3: Shutterstock
4: Louay Dawoud

 

5: Bilby via Wikimedia
6: Stadtbienen

 

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